In Memory of Jess Curtis
Im Rahmen der Ausstellung "Wärme dich das Feuer brennt" im Bunker 23 in Tartsch/Tarces Italien zeigt Gerald Pirner in Zusammenarbeit mit Heidi Prenner den Podcast zu INTO THE DARK zusammen mit Fotografien der Performer*innen
Der Weg hinein in ein absolutes Dunkel. Nichts, nichts zu sehen, am Arm von Performer*innen hinein, jedes andere Hineinkommen wäre unmöglich. Das Licht ist ausgeschlossen, zunächst nur Geräusche, von denen niemand weiß, woher sie rühren.
Ein Schlag. Ein Rollen über einen Tanzboden, das von Bewegung durch einen Raum zeugt. Erst ein Performer, eine zweite, dann mehrere, eine ganze Company, die zusammenkommt.
Bewegungen im Duett und der eine beschreibt der anderen, was geschieht, was er, was sie mit ihm ihr macht.
Kleine und größere Choreografien, die Tänzer*innen finden sich zwischen Schritten, gemeinsamem Atmen und Chorgesang und verlieren sich. Konstruieren und dekonstruieren, alles in einem Raum, der immer noch im absoluten Dunkel sich befindet. Kein Licht reißt etwas oder jemanden ins Gesehene heraus, alles schweißt das Dunkel zusammen. Eine dunkle Masse von unerkannten Wesen, von der jeder Anwesende, jede Anwesende nur weiß, die jeder, die jede nur in der Nähe spürt.
Dann ein Tableau, alle verlieren sich und kommen wieder zusammen und werden von einem blinden Performer gefunden und er findet sie als eine große lebende Skulptur. Wie um sie magisch zu bannen holt der Blinde eine Lampe heraus und leuchtet eine und einen jeden mit ihr aus, bringt sie in sein magisches Licht, macht sie zum Bild, einem Bild, das er ihnen allen schenkt, ohne es zu sehen. Er berührt sie und indem er sie berührt belichtet er sie, lässt seine Berührung Licht werden.
Aus einer Skulptur, die in ihrem Zentrum eine Tragödie birgt, die die anderen umstellen, einer Pietà nachgestellt von zwei schwarzen nicht-binären Performer*innen. Ein heiteres Lachen, das in eine Bösartigkeit von Kinofiguren, den Gremlins, übergeht, aus dem sich weinend eine Frau löst, deren Weinen vom Gesang einer Performer*in beantwortet wird, tröstend am Rand vom Tod her singend: Darkness is, where we dream, darkness is, where we will be free.
Einer der letzten Sätze in seiner letzten Performance. Jess Curtis ist tot.
Unser, Heidi Prenners und mein, Gerald Pirners Podcast ist ihm gewidmet und ist mit einer Auswahl meiner Fotografien der Performer*innen aus INTO THE DARK ausgestellt. Das Projekt ist in Kooperation mit dem Fotostudio für Blinde Fotograf*innen Berlin entstanden.
Die offenen Augen des Jess Curtis
Gerald Pirner fotografiert seine Modelle immer mit geschlossenen Augen. Jess Curtis widersetzte sich kurzerhand, öffnete seine Augen, was der Blinde natürlich nicht bemerkte. Dies ist das letzte Foto, das Gerald Pirner von seinem Lehrer und Freund Jess Curtis gemacht hat.
Bunker 23
39024 Tratsch/Tarces
Italien
Eröffnung am 26.Mai 2024 um 16 Uhr
Ausstellungsdauer vom 02.06 bis 20.10.2024
www.bunker23.it